Warum sind Wildbienen in Gefahr? Wie können wir Wildbienen helfen? Wissenswertes rund um die gar nicht so bekannten Summer und Brummer.
Honigbiene – Wildbiene: Wer ist denn nun bedroht?
Während die Honigbienenvölker zwar inzwischen durch verschiedene Krankheiten - verursacht durch Viren (Krüppelflügelvirus), Pilze (Nosema ceranae), Bakterien (Faulbrut) und Parasiten (Varoamilbe) immer wieder beeinträchtigt sind, zeigen Wildbienen bisher eine große Widerstandsfähigkeit. Den um die 550 hier in Deutschland vorkommenden Wildbienenarten droht seit Jahren eine ganz andere aber ungleich größere Gefahr von menschlicher Seite: Verlust ihrer Lebensräume und Verlust der Nahrung!
Wenn man vom „Bienensterben“ spricht, meinen viele das „Honigbienensterben“, denn durch oben genannte Krankheiten kam es natürlich zu riesigen Verlusten unter den Honigbienenvölkern. Aber: In 2019 gab es in Deutschland ca. 150 000 Imker mit rund 100 000 Bienenvölkern – davon die meisten Freizeitimker. Die Zahl der Bienenvölker wächst in den letzten zehn Jahren kontinuierlich und steigt weiterhin. Die Honigbiene ist weder in ihrem Bestand ernsthaft gefährdet, noch vom Aussterben bedroht. Gegenüber den Wildbienen verfügt die Honigbiene nämlich über einen entscheidenden Trumpf: Die schützende Hand des Imkers!
Tatsächlich sehr ernsthaft in ihrem Fortbestand gefährdet sind dagegen die Wildbienen (neben vielen anderen Insekten, die laut mehreren Studien um bis zu 75% seit den 90iger Jahren des letzten Jahrhunderts zurückgingen). Rund die Hälfte der deutschen Wildbienenarten steht bereits auf der „Roten Liste“, 30 davon sind bereits ausgestorben oder kurz davor. Und dabei kennen die meisten Menschen Maja´s wilde Schwestern noch nicht einmal!
Wildbienen in Gefahr – die Landschaft verändert sich immer schneller
An ausreichend hellen und möglichst trockenen Tagen verlässt ein befruchtetes Wildbienen-Weibchen ihr Nest, fliegt zu „ihren Futterpflanzen, sammelt Pollen sammelt Pollen für den Nachwuchs und nimmt Nektar für sich als Energiequelle auf. Dann geht es zurück zum Nest. Dort kann hoffentlich so viel Pollen eingebracht werden, dass die Larve die für ihre Entwicklung optimale Nahrungsmenge vorfinden wird und sich je nach Art bis zu 30 Nachkommen entwickeln können.
Mit viel Glück ...
Der Landwirt legt vielleicht in bester Absicht ein Feld mit Rainfarn (Phacelia tanacetifolia) an. Die Honigbiene freut sich daran – aber für manche Wildbienenarten ist dieses Angebot komplett nutzlos.
Hier liegt das Problem: Etwa ein Drittel der heimischen Wildbienenarten sind auf eine Pflanzenfamilie oder sogar auf eine einzige heimische Wildpflanzenart spezialisiert! Man spricht von „oligolektischen Wildbienenarten“. Für Pflanzen ist das besonders vorteilhaft, denn es erhöht ihre Chance auf Bestäubung mit Pollen. Und es verhindert eine allzu große Konkurrenz. Denn Honigbienen rücken in Massen an, wenn sie davon erfahren, dass beispielsweise ein Baum aufgeblüht ist. Die Konkurrenz schläft nicht: Für eine Solitärbiene ist es da sehr von Vorteil, sich auf eine bestimmte Blüte zu fixieren. Der ganz große Nachteil: Gibt es diese Pflanze nicht mehr, stirbt auch die zu ihr gehörende Bienenart aus (dasselbe gilt natürlich auch umgekehrt)!
Wildbienen fliegen hin- und her zwischen Nest und Futterpflanzen. Die Flugdistanzen und –routen bestimmen die Flugdauer und diese wiederum den Fortpflanzungserfolg: Auf Grund von Pollenanalysen konnten für die meisten Bienenarten Distanzen von 180 – 1250 m ermittelt werden. Je länger ein Weibchen unterwegs sein muss, desto größer sind die Gefahren durch andere Fressfreinde, Brutparasiten (s.u.) und das Unfallrisiko auch durch Autoverkehr.
Und: Die Bienenweibchen können ihre Nester nur dort bauen, wo es artspezifisch geeignete Niststellen gibt! Die meisten Wildbienenarten nisten in der Erde, manche in Totholz, andere in Markstängeln, wiederum andere in Hohlräumen. Diese Wohnmöglichkeiten sind inzwischen leider Mangelware in unseren aufgeräumten, ausgeräumten Landschaften und Gärten! Da schaffen auch die vielen zwar mit bester Absicht aufgestellten aber zumeist komplett nutzlosen "Insektenhotels" keine Abhilfe.
Wildbienen gedeihen umso besser, je vielfältiger und umfangreicher das passende Pollen- und Nektarangebot in der Nähe geeigneter Nistplätze ist und je kürzer die Entfernung vom einen zum anderen. So wie in den kleinräumigen Landschaften, die jahrhundertelang typisch für Mitteleuropa waren – vor der Flurbereinigung und massenhafter Ausbreitung landwirtschaftlicher Monokulturen. Zum großflächigen Einsatz von Kunstdüngern, Pflanzenschutzmitteln und Bioziden kommt noch die Bodenversiegelung (Verschotterung, Asphaltierung von Feldwegen, Höfen, Plätzen, Flächen durch Gewerbegebiete, Straßenbau, Wohngebiete). Damit erklärt sich das Wildbienensterben von selbst.
Auch unter den Wildbienen selbst gibt es Abhängigkeiten: man spricht von den Kuckucksbienen und meint damit ca. 20% der in Deutschland lebenden Bienenarten! Sie sehen deutlich anders aus als typische Wildbienen (häufig bunt gefärbt und wenig behaart). Weil sie keinen Pollen sammeln, verfügen sie auch nicht über eine Einrichtung für den Pollentransport. Ein unbeobachteter Moment und sie legen ihre Eier in die Brutzellen ihrer Wirtstiere. Ihre Larven schlüpfen eher und verzehren dann die Brut samt angelegtem Pollen-Vorrat. Ihr Schicksal ist natürlich ebenfalls besiegelt, wenn ihre Wirtstiere in einer Region aussterben.
In unserer intensiv genutzten Agrarlandschaft kommt hinsichtlich der Biodiversität dem Siedlungsraum eine zunehmende Bedeutung zu! Im Stadtgebiet von Stuttgart wurden 258 Wildbienenarten – also 56% der Arten Baden-Württembergs nachgewiesen. Leider sorgt die zunehmende Tendenz, auch in den Städten die Gärten- und Grünflächen zu versiegeln und stattdessen Schottergärten anzulegen, auch hier für ein weiteres Verschwinden der wichtigen kleinräumigen Lebensbereiche. Und gut gemeintes „Imkern in der Stadt“ verringert ebenso die Biodiversität – denn zwangsläufig ist die Honigbiene hier eine unnötige Nahrungskonkurrentin für die Wildbiene.
Wir TUN was für Wildbienen!
Wir schaffen Lebensraum und Nahrungsangebot! Und somit insgesamt wieder mehr Biodiversität!
1. Erhalt und Verbesserung der Lebensräume: Sand-, Kies-, Lehmgruben, extensiv genutzte Wiesen, Säume und Weideflächen, Brachen und Ackerrandstreifen. Und mit dem Vermeiden einer zu hohen Honigbienendichte in wildbienenreichen Lebensräumen und Naturschutzgebieten lässt sich die Nahrungskonkurrenz zwischen Honig- und Wildbiene abmildern.
2. Schaffung eines vielfältigen und hohen Blütenangebotes während der ganzen Saison.
3. Schaffung unterschiedlicher Nistplatzangebote: Vegetationslose bzw. spärlich bewachsene Bodenflächen, Totholz, Trockenmauern, Naturhecken (z. B. mit Brombeersträuchern) und andere.
4. Umgestaltung der Gärten in Miniaturbiotope mit Wildblumenwiese anstatt englischem Rasen, Wildhecke anstelle von Gabionen, lückenhaft bewachsenen Bodenflächen anstatt Schotter.
Lasst uns wieder wild(er) werden!
Viele unter uns fahren gerne in den Süden. Wir lieben dort neben Meer, Strand und entspannter Lebensweise ganz unbewusst die dortige teilweise noch ungezähmte Natur mit wild blühenden „unordentlichen“ Landschaften. Könnten wir dieses Empfinden auf zu Hause übertragen, wäre unseren Wildbienen und anderen Tieren schon ganz entscheidend geholfen! Dabei würden unsere Gärten, öffentliche Grünflächen, Dächer und Straßenränder durch eine gezielte Bepflanzung mit heimischen Wildpflanzen und/oder dem Zulassen von natürlichem Wildwuchs enorm aufgewertet!
(Nebenbei: Das Anlegen und Pflanzen von Hecken, Bäumen, Wiesen sind auch ein elementar wichtiger Beitrag zum Klimaschutz!)
Wir würden alle viel Geld und Zeit sparen und hätten weniger Mühe mit der Pflege - eine echte Win/Win Situation also! Wildbienen und anderen Insekten, aber auch der Vogelwelt und weiteren Wirbeltierarten wäre nachhaltig geholfen!
FAZIT
Wildbienen benötigen heimische Pflanzen und den entsprechenden Lebensraum - und beides nicht weit voneinander entfernt.
Durch Agrarindustrie, Flächenversiegelung, Monotonisierung der Landschaften, Einsatz von Pestiziden/Insektiziden und unserem Ordnungswahn befinden sich viele Wildbienenarten am Rande der Ausrottung.
Honigbienen sind auf Grund ihrer Menge, ihrer Stärke und ihrer relativen Anspruchslosigkeit gegenüber Wirtspflanzen möglicher Nahrungskonkurrent von Wildbienen - weshalb es nicht noch mehr Imker/innen braucht und auch keine "Rettet die Honigbiene" Aktionen.
Die Devise muss sein: "RETTET DIE WILDBIENE!!"
Sie möchten Wildbienen helfen?
Die DAS TUN WIR Arche für Wildbienen - ein Trittsteinbiotop - gerade auch für versiegelte Flächen
Die DAS TUN WIR Arche für Wildbienen und Insekten ist die Möglichkeit, bereits versiegelte Flächen mit einem Trittsteinbiotop für Wildbienen interessant zu machen.
Sie wurde gemeinsam mit der Heinz Sielmann Stiftung und weiteren renommierten Wildbienen-Experten entwickelt. Zwei extra für versiegelte Flächen konzipierte Nahrungs- und Lebensraum Hochbeete sowie Insekten-Nisthilfen verfügen auf kleinem Raum über alles, was manches Wildbienenherz begehrt:
_ heimische Wildpflanzen, die das ganze Jahr Pollen und Nektar liefern
_ dazu eine große Lehm/Sandfläche für Bodenbrüter,
_ und weitere Nisthilfen für die Arten, die für ihre Larven Höhlen in Steilwänden, in Markstängeln oder in Hohlräumen anlegen.
_ plus eine integrierte Erdhöhle für Hummeln, damit ihr kleines Volk eine Heimat findet.
Stellt man die Arche in ca. 300 m Nähe zum nächsten Blühstreifen, Hecken oder Bäumen auf, lassen sich Flächen als neuen Lebensraum zurück gewinnen und die Biodiversität erhöhen.
Gerade vor Schulen, Kindergärten, kommunalen Einrichtungen oder auf kommunalen Plätzen bietet die Arche zudem die Möglichkeit, die faszinierenden Schwestern von Biene Maja aus nächster Nähe zu beobachten und kennen zu lernen.
Die Hochbeete bestehen aus hochwertigem zertifiziertem, heimischem Lärchenholz
Sie sind versehen mit integrierter Drainage, PET Folie, Boden
Mit torf-freiem Substrat befüllt und bio-zertifizierten, hitze-resistenten, pflegeleichten, mehrjährigen Wildstauden sowie jahreszeitlich bepflanzt
Für versiegelte Flächen bestens geeignet
Ebenfalls aus Lärchenholz: Integrierter Aufsteller mit austauschbaren Nisthilfen-Modulen und Infotafel (letztere ist auf einer Metalltafel wetterbeständig aufgebracht)
Optimal geeignet vor Schulen, Kindergärten, Einrichtungen, für kommunale Flächen und in Gewerbegebieten
Gefertigt in den Ostalbwerkstätten der Samariterstiftung, Behindertenhilfe Ostalb
Wissenschaftlich begleitet
Mehr Infos zur DAS TUN WIR Arche in diesem PDF:
Die DAS TUN WIR Wildbienen-Eigenheime
Wildbienen leben nicht im "Hotel". Sie haben große Ansprüche an ihr Eigenheim und ihre Brut verweilt bis zu einem Jahr in der Brutröhre! Die DAS TUN WIR Eigenheime sind wunderschön gestaltet und dabei überaus nützlich: Speziell für solitär lebende Wildbienen wie zum Beispiel die Rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis) werden sie - wie die Arche (s.o.) - in den Werkstätten der Samariterstiftung Behindertenhilfe Ostalb liebevoll und mit größter Sorgfalt gefertigt:
Aus hochwertigem regionalen FSC-zertifiziertem Hartholz (Esche oder Eiche)' - garantiert ohne Rissbildung
Unterschiedlich große Bohrlöcher - für unterschiedliche Wildbienen-Arten
Das Dach schützt vor Nässe und Verschleiß
Jedes Loch ist sorgfältig gebohrt und wird 2fach kontrolliert - damit die zarten Flügel der Wildbienen nicht verletzt werden
Zu jedem DAS TUN WIR Eigenheim wird ein Päckchen Wildsamen für einen Balkonkasten Wildblumen mitgeliefert
Gefertigt in den Ostalbwerkstätten der Samariterstiftung, Behindertenhilfe Ostalb (Copyright!)
Mehr Infos zu den DAS TUN WIR Wildbienen-Eigenheime in diesem PDF:
Quellen /inspiriert durch: Dr. Paul Westrich, Hans-Jürgen Martin, Werner David, Anja Eder, Heinz Sielmann Stiftung (Dr. Martina Koch & Dr. Hannes Petrischak)
Empfohlene Links zum Thema Wildbienen:
https://www.wildbienen.info/ (Dr. Paul Westrich)
http://www.wildbienen.de/ (Hans-Jürgen Martin)
https://www.naturgartenfreude.de/wildbienen/ (Werner David)
www.wildbienenhelfer.de (Anja Eder)
https://www.sielmann-stiftung.de/wildbienen/ (Heinz Sielmann Stiftung)
www.vademecumverlag.de/index.php/produkte (Vademecum Verlag)
Meine Buchtipps:
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