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DAS TUN WIR und Alexander von Humboldt

Vor 160 Jahren starb der preußische Universalgelehrte Alexander Freiherr von Humboldt (1769- 1859). Er war Biochemiker, Chemiker, Botaniker, Geologe, und Metereologe.




In einem Interview zu ihrem wunderbaren Buch „Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur“ erwähnt die Historikerin Andrea Wulf einen Tagebucheintrag von Humboldt aus dem Jahre 1801:


Es wird eine Zeit geben, da werden wir andere Planeten bereisen und mit unserer Gier, unserer Arroganz und unserer Gewaltbereitschaft auch diese zerstören“. Alexander von Humboldt war ein Visionär! Und er war der erste Umweltaktivist!


Kein anderer Wissenschaftler vor und nach ihm hat unser Verständnis „von der Natur als etwas, das wie ein Wandteppich gewebt ist“ so nachhaltig geprägt. Ein Wandteppich, der – entfernt man immer mehr Fäden – in sich zusammenfällt. Diese Erkenntnis hat sich Alexander von Humboldt auf seinen zahllosen Forschungsreisen, die ihn neben europäischen Ländern vor allem nach Nord- und Südamerika sowie nach Russland führten, unter größten Härten und unvorstellbaren physischen und psychischen Belastungen erarbeitet.


Völlig ungenügend ausgestattet, mit schweren wissenschaftlichen Instrumenten beladen und nur von einem kleinen Team begleitet, hat er versucht, den Chimborazo zu bezwingen. Den Vulkan in Ecuador, der mit seinen 6267 m damals als höchster Berg der Welt galt.


Auf dieser Reise, die von unvorstellbaren körperlichen Strapazen begleitet war, begegnete er und vergegenwärtigte sich Humboldt die ganze botanische Vielfalt unseres Planeten: angefangen von der tropischen Fülle am Fuße des Vulkans bis hin zu den mageren Flechten in höchsten Höhen. Humboldt stellt fest: „Alles hängt mit allem zusammen!“


Was Alexander von Humboldt von anderen damaligen Wissenschaftlern unterschied, war seine ganzheitliche Weltsicht. Zwar betrieb auch er seine sehr genauen empirischen Forschungen auf streng naturwissenschaftlicher Basis. Gleichzeitig war es ihm jedoch wichtig zu vermitteln, das man nur schützen könne, was man liebt, dass man letztendlich die Natur nur über Gefühl und Vorstellungskraft verstehen könne: „Die Natur muss gefühlt werden, wer sie nur sieht und abstrahiert, kann … Pflanzen und Tiere zergliedern, er wird die Natur zu beschreiben wissen, ihr aber selbst ewig fremd sein.“


Seine visionären und für die damalige Zeit revolutionären Gedanken sind aus heutiger Sicht zeitgemäßer denn je. „Alles hängt mit allem zusammen“ ist auch die Überschrift über DAS TUN WIR. Es wird der Sache nicht gerecht, sich im Umwelt- und Naturschutz nur einer Tierart oder einem bestimmten Bereich zu widmen. Der Ansatz kann nur ein ganzheitlicher sein. Will man auch mit kleinen Maßnahmen etwas bewirken, muss dies auf mehreren Ebenen geschehen.

Beispiel Landwirtschaft – schon zu seiner Zeit hat Humboldt erkannt, dass diese vom Schwerpunkt auf die Fleischproduktion abrücken muss:

 

„Dieselbe Strecke Landes, welche als Wiese, das heißt als Viehfutter, zehn Menschen durch das Fleisch der darauf gemästeten Tiere aus zweiter Hand ernährt, vermag, mit Hirse, Erbsen, Linsen und Gerste bebaut, hundert Menschen zu erhalten und zu ernähren.“

 

Und während wir heute langsam den Umgang mit Tieren in der modernen Landwirtschaft mit unserer Massentierhaltung, Tiertransporten, dem Schreddern von Küken bemängeln und über Tierwohlsiegel nachdenken, gab er schon damals zu bedenken:

 

„Grausamkeit gegen Tiere kann weder bei wahrer Bildung noch wahrer Gelehrsamkeit bestehen. Sie ist eines der kennzeichnenden Laster eines niederen und unedlen Volkes.“

 

Schon 1800 warnte Humboldt vor einem durch den Menschen verursachten Klimawandel und den Verlust der Biodiversität:

 

„Der Mensch zerstört seine Lebensgrundlage auf drei Arten: Durch Rodung, durch künstliche Bewässerung und durch Rauch und Dampf.“

 

Nach Alexander von Humboldt sind weltweit unzählige Straßen, Pflanzen und sogar ein „Mare“ auf dem Mond benannt. Er hat unser Verständnis der Natur geprägt: Die Natur als lebendiges Ganzes, als ein Zusammenspiel zwischen dem Kleinsten bis hin zum Größten. Und er hat uns zur Erkenntnis verholfen, dass wir ein untrennbarer Teil von ihr sind. Unser heutiges Wissen um die Begrenzung der Ressourcen, der Endlichkeit unserer Natur fußt zum größten Teil auf seiner Arbeit.


Wir sollten uns diese Erkenntnisse zum Maßstab unseres Handelns machen – um unserer Zukunft willen!

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