Totholz ist der lebende Beweis dafür, dass die Natur keinen Müll und Abfall kennt: Es gibt zahllose symbiotische Beziehungen zwischen Insekten, Pilzen, Käfern, Vögel und anderen Tieren, die auf den Lebensraum Totholz angewiesen sind.
Immer seltener ist dieser wertvolle Biodiversitätsgarant in unseren häufig industriell bewirtschafteten Nutzwäldern anzutreffen. Denn kaum werden Bäume gefällt, werden sie häufig genauso rasch abtransportiert oder noch vor Ort zu Kleinholz verarbeitet. Dabei leben über 1350 der ca. 6000 In Deutschland lebenden Käferarten in- und von abgestorbenen Bäumen. Sie nutzen sie als Brutstätten und finden dort Nahrung.
Auf einem ca 1600 m2 großen Gelände - mitten in einem Wohngebiet der Gemeinde Schwabach bei Nürnberg ist ein wertvolles Biotop mit Hilfe gefällter Bäume entstanden. Um ein Halbrund drapiert, durch große Steinblöcke, einem Eingangstor und Schautafeln ergänzt, wurde hier zudem eine maximal urige - und inzwischen weit über die Landesgrenzen bekannte Attraktion geschaffen. Der riesige Totholz-Garten lockt viele Besucher zur Erkundung und wird sogar wissenschaftlich untersucht.

Initiator Thomas Mulzer von der Schwabacher Stadtgärtnerei, wusste als Baumpfleger, Naturfreund und Naturkenner schon immer um die Bedeutung von Totholz als wichtigen Lebensraum für Tiere-, Pilze- und Pflanzenarten. So kam er auf den Gedanken, gefällten Bäumen ein zweites Leben zu schenken. Umgesetzt wurde mit Hilfe der Maschinen vom Bauhof: Mit Autokran und Tieflader schuf man ganz einfach von nah und fern Stämme und Wurzelstöcke gefällter Bäume auf den 1600 m2 umfassenden Platz heran: Uralte Eichen, Robinien, Buchen und viele mehr. Immer mal wieder kommt seitdem eine neue Ladung Altholz dazu.
Bei näherer Betrachtung ist man schnell gebannt von der besonderen Schönheit der gefallenen Baumriesen in ihren unterschiedlichen Stadien des Zerfalls.

Die vielen Kleinlebewesen, die sich im Schwabacher Totholzgarten nach und nach angesiedelt haben, bieten auch Vogelarten ein willkommenes Nahrungsangebot. Zum Beispiel dem inzwischen in vielen Regionen selten gewordenen Gartenrotschwanz. Er ist ein reiner Insektenfresser und bevorzugt Astlöcher für den Bau seiner Nester. Ebenso freuen sich Grün-, Mittel-, und Buntspechte über die Möglichkeit, im morschen Holz ihre Nahrung - nämlich Maden und Ameisen - zu finden. Hohlräume, die durch die Verwitterung entstehen, schaffen außerdem Unterschlupf für Igel, Mauswiesel, Siebenschläfer, Blindschleichen und Eidechsen.
Eine entomologische Rarität entdeckte Dr. Jürgen Schmidl von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen: Ihm gelang nur 1 km vom Schwabacher Totholzpark entfernt der 2. Nachweis in Deutschland von der Ansiedlung einer Eremit Käfer Population auf einer Robinie. Im Totholzpark selbst ist auch der seltene Nashornkäfer hier jetzt dauerhaft heimisch. Für Wildbienen und Schmetterlinge wurden in Verbindung mit der direkt nebenan (nach der Burri Methode) angelegten Wildblumenwiese gleichermaßen ideale Lebensbedingungen geschaffen.

Nicht nur die beeindruckende schwarze Holzbiene hat somit alles auf engem Raum, was sie zum Überleben benötigt, auch Schlupfwespen und andere Arten der Gattung profitieren.
Foto Wildbiene: Dr. Petrischak/Heinz Sielmann Stiftung
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